Die Zeit gibt überall den Takt an. Sie sagt uns, wenn es Zeit ist ins Bett zu gehen, wieder aufzustehen, wann Mittagspause ist oder wann es Zeit ist dies oder jenes zu tun. Wann es Zeit ist Mutter zu werden, ob dies in Richtung biologische Uhr geht oder auf die, durch die Gesellschaft erschaffene richtige Zeit, abzielt. Wir glauben zu wissen, wann es Zeit für eine Lohnerhöhung ist oder die Zeit gekommen ist, einen neuen Abschnitt im Leben zu beginnen. Midlife-Crisis und so. Die Zeit erinnert uns sogar daran, wenn es Zeit ist das graue Haar nicht mehr mühsam zu verstecken, sondern es mit Stolz zu tragen. Natürlich funktioniert die Zeit auch andersrum. Sie erinnert Millionen von Menschen daran, dass es Zeit für die nächste Botox-Sitzung ist.
Die Zeit steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Die Zeit tickt. Sie tickt unaufhörlich und erinnert uns ständig daran, dass es Zeit ist.
Ich weiss nicht, wie es Euch damit geht. Aber ich mag DIE ZEIT irgendwie nicht so. Nach einem weiteren Workshop, zum Glück mal einen inspirierenden und einem spannenden neuen Buch (Der Panda und das Geheimnis der Gelassenheit), versuchte ich mich zu erinnern, in welchen Momenten ich am glücklichsten war. Und eines hatten alle Momente gemeinsam.
Die Zeit war völlig unwichtig!
Die Zeit existierte nicht. Ich war frei! Ich fühlte mich frei und leicht. Ich musste nirgendwo hin, hatte keine Deadlines und es war völlig egal wann ich was gegessen habe. Ich stand auf, wenn die Sonne über den Horizont kroch und haute mich aufs Ohr, wenn die Sterne im Himmel glitzerten. Ja, mag kitschig klingen, aber es ist verdammt wahr. Ich empfand diese Regeln und Zeitangaben immer irgendwie einengend. Ob es in der Schule war oder um den systemischen und strikt geregelten Tagesplänen. Jeder Mensch schwingt doch in seinen eigenen Energien und inzwischen hat glaube ich auch jeder davon gehört, dass es Morgen- und Abendmenschen gibt. Einige leisten in den frühen Morgenstunden ihr Bestes, andere erreichen ihr Top-Level erst in den Abendstunden. Immerhin ist diese Erkenntnis in den Köpfen der Gesellschaft angekommen. Dennoch behaupte ich, dass diese Strukturen für manch einer genauso einengend sind, wie für mich. Ob und wie stark sich dieser Widerstand in jedem Einzelnen äussert, sei mal dahingestellt. Jedoch glaube ich, dass ein Teil unserer stark steigenden Anzahl psychischer Erkrankungen, dem doch durchgetaktetem Leben zu zuschreiben ist.
Ich bin überzeugt, dass ohne Zeit zu leben, wahrer Luxus ist. Keine Zeit, der Zeit Raum zu geben. Den Körper und den Geist bestimmen zu lassen, wann für was die Zeit ist. Nicht Regeln, Gepflogenheiten und Systeme, die vorgeben, wann die Zeit ist.
Klingt irgendwie nach Systemrebell. Aber so rebellisch ist es gar nicht gemeint. Ich geniesse es nur sehr, wenn ich frei von der Zeit in den Tag leben kann, und diese Erkenntnis lässt mich meine Zukunft doch schon viel konkreter planen.
Wahrer Luxus bedeutet für mich am Wasser zu leben und die Natur die Zeit vorgeben zu lassen. Keine Zeitvorgaben, kein System, dass die Zeit angibt. Nur die Sonne, der Mond und die Sterne.
Was für eine kitschige Tagträumerei? Nein, meine ehrlichen Gedanken zu einem mutigen Lebenstraum. Mutig, aber realistisch.
Wir sollten gross träumen und mutig Traumschlösser bauen. Egal was oder wer etwas dazu zu sagen hat. Ich möchte diese Momente erleben und leben. Diese Momente des völligen Glücks und der endlosen Freiheit. Den Mut dieses Ziel zu verfolgen, werde ich auf keinen Fall verlieren, denn dieses vor Glück zerspringende Herz und mein Lachen über das ganze Gesicht, ist ein Gefühl der absoluten Vollkommenheit.
Und nun ab ins Bett, die Zeit schreit nach 6h Schlaf, bevor das morgendliche Workout um 7.30 Uhr startet. 😉
Zeit scheint ein Artefakt aus einer Zeit zu sein, in der man Sekunden mit Geld aufgewogen hat. Ich habe mich auch in den Momenten am glücklichsten gefühlt, in denen Zeit keine Ressource war, sondern Raum in dem ich leben darf. Ein toller Beitrag der mich stark zum nachdenken bringt.