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Time to say goodbye

Na, was soll ich sagen, der heutige Montag startet ganz klassisch für einen Montagmorgen. Der Plan direkt mit meinem Boot-Camp zu starten, scheiterte an meinem selektiven Hörvermögen. Der Wecker klingelt so vor sich hin, während ich mich genüsslich einmal umdrehte um dann um knapp 06.30 Uhr mit Schrecken festzustellen, dass es nun zu spät für meine Stunde war. So entschied ich mich kurzerhand gemütlich in den Tag zu starten und blieb noch etwas handysüchtig in den Federn. Jedoch wollte ich mich nicht ganz geschlagen geben und versuchte mit einer Yoga- und Workout-Einheit das Ruder nochmal rumzureissen. Es war nicht zu spät den Montag noch zu retten.


Schliesslich hatte ich mir heute vorgenommen, die E-Mail abzuschicken. Die E-Mail die eventuell alles veränderte. Gott, ich wurde nur schon beim Gedanken daran nervös. Nach einigen Stunden am Laptop, war im immer noch unsicher und mit schwitzigen Händen verschob ich den Versand auf den späteren Abend.


Die Nachmittagsplanung war wesentlich angenehmer. Ich wollte ein lauschiges Plätzchen am See finden und die Coaching-Aufgaben in Angriff nehmen. Eine davon sollte die detaillierte Beschreibung meines Lebens mit 46 Jahren sein. Eine andere – das Thema Schattenkind.


Ja, dieses verdammte Schattenkind, dass einem mit alten Glaubensmustern das Leben zur Achterbahnfahrt macht. Dem wollte ich heute an den Kragen, ganz entspannt, mit Blick auf den See und der Sonne auf der Haut.

Seit meinem letzten Coaching-Termin, gab es einige Gedanken zu Realität vs. Muster, Glauben vs. Wissen und so weiter. Und nun sass ich da, auf dem Dach eines kleinen Bunkers, umgeben von Efeu und mit einem Blick auf der glitzernden, türkisfarbenen See. In meiner kleinen eigenen Oase, ganz nah der Stadt und meinen Gedanken. Ich las, schrieb lose Gedanken auf, führte Schreibübungen durch und da wusste ich es – es war an der Zeit. Zeit, mein Schattenkind zu verabschieden, Adieu zu sagen. Ich hatte keinen Bock mehr, dass diese dunkle Gestalt ständig durch mein Leben stampfte. Ja, man sollte es in den Arm nehmen und liebhaben, das hatte ich verstanden. An diesem Punkt war ich schon und ich hatte das kleine Ding metaphorisch in den Arm genommen, ihm Schutz und Heilung versprochen. Nun war der Moment des Abschieds gekommen. Es gab bestimmt so einen Ort, an den ausgediente Schattenkinder gehen konnten, ihr Leben geniessen, ganz frei von alten Mustern und ihren dazugehörigen Erwachsenen. Dahin sollte Meines ehen – ich war ihm überdrüssig geworden. Ich wollte frei von ihm sein, frei von alten Denkmustern und alten Glaubenssätzen.


Da ich jedoch grundsätzlich Mühe habe dem Prozess zu vertrauen, dies schreibe ich ganz und gar meiner Ungeduld zu, erinnerte ich mich an das vergangene Wochenende. Mein Auftreten an dieser Veranstaltung, meine Reaktion auf eine böse Anmache und ich wusste, der Stein war ins Rollen gekommen. Ja, ich weiss, manchmal läuft der Prozess bereits, wir haben es nur noch nicht gecheckt.  


Als ich mich auf mein Fahrrad schwang und mich auf den nach Hause weg machte, war ich stolz. Stolz auf mich und meine Erkenntnisse und vor allem auf die Entscheidung sich zu verabschieden.

An einer Kreuzung musste ich etwas länger warten und da drangen die schrägen Laute einer Drehorgel zu mir herüber. Bevor ich mich an den undefinierbaren Lauten stören konnte, erkannte ich eine Melodie; «Time to say goodbye». Nun musste ich wirklich grinsen, denn wenn das nun kein Zeichen war, mein Schattenkind definitiv in die Wüste zu schicken, dann weiss ich auch nicht.

 

So versuche ich nun jeden Tag etwas mehr Abschied von dem kleinen Wesen zu nehmen und es fühlt sich jetzt schon sehr viel leichter an. Abschiede können auch positiv sein, also lasst uns öfters von alten Gewohnheiten und falschen Denkmustern trennen und dem Prozess vertrauen.


Ps. Die superwichtige E-Mail habe ich am Abend abgeschickt, meine Zweifler hatte ich ja nun zusammen mit dem Schattenkind in den Ruhestand geschickt. Dabei ging es um einige meiner Texte, die für eine potenzielle Kolumne geprüft werden sollten.

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1 Comment


Guest
Apr 01, 2024

Gut gemacht🥰👍

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