Zumindest war dies der Plan für die kommenden drei Monate, ich muss dazu sagen, der eine davon ist schon fast vorbei. Was für eine Chance, drei bezahlte Monate, in denen ich rausfinden konnte, wohin mein zukünftiges (Berufs-)Leben führen sollte. Meine Idee und Träume davon waren bunt und voller Abenteuer. Warme Temperaturen würden meine Seele aus ihrem Schneckenhaus locken und mein Erkundungsmodus wäre aktiviert. Ich wollte weniger denken, mehr handeln und vor allem endlich das tun, was ich Lust hatte. Nun ja, vielleicht ahnt ihr es ja schon. Es kommt nie wie gedacht und dazu auch meistens ganz anders.
Ganz in meinen alten Gewohnheiten hatte ich grosse Kalenderblätter ausgedruckt und trug alle fixen Daten darin ein. Ich träumte schon lange von einer Camper-Tour in den Süden. Und in diesem Sommer wollte ich diesen Traum endlich umsetzen und so wählte ich den passenden Zeitraum und trug auch diesen brav ein. In der ersten Woche lag ich krank und erschöpft entweder auf dem Sofa oder in meinem kuschligen Bett. Da das Wetter seit Tagen auf düster, grau und Regen programmiert war, war mir das ganz recht. In der zweiten Woche spürte ich eine gewisse Ungeduld, die Ungeduld die Dinge endlich anzupacken. Ich hatte nun keine Ausreden mehr, kein nerviger Job, keine nervenaufreibenden Begegnungen. Genesen und voller Energie machte ich mich an das Projekt «Wohnungsräumung».
Jeder einzelne Raum wurde komplett entrümpelt und bei dieser Gelegenheit gründlich geschrubbt. Die Tage vergingen schnell, denn wenn ich nicht gerade zwischen den angesammelten Altlasten aus meinem Leben hockte, hatte ich noch einige Termine wahrzunehmen. Wie bereits erwähnt, der erste Monat ist nun bald um, die Wohnung in einem top Zustand und meine Verpflichtungen als Trauzeugin hatte ich voll im Griff.
Da sitze ich nun, und diese Campersache schleicht sich wieder in meine Gedanken. Ich musste mich langsam irgendwie konkret damit befassen, nicht dass es plötzlich zu spät war. Lange habe ich mich davor gedrückt, wirklich die Buchung abzuschliessen. Kurzerhand schnappte ich mir den Laptop, ich konnte ja mal die Verügbarkeiten prüfen. Vielleicht wäre gar kein passender Camper mehr verfügbar, der Sommer stand vor der Tür. Wenig optimistisch startete ich dieses Projekt, war aber nach gut einer Stunde voll drin. Ich suchte Infos zusammen, las verschiedenste Websites quer, um dann nach einer weiteren Stunde, endlich einen Camper Van zu buchen. Die darauffolgenden Tage verbrachte ich mit studieren der Karten, suchen von passenden Dokumentationen rum um Camper Reisen in Italien und Frankreich und dem Planen von möglichen Routen. Nach dem 20zigsten YouTube-Video war mir die Lust dann aber irgendwie vergangen und entnervt stellte ich die Kiste ab. Ich war dennoch beruhigt und irgendwie auch stolz, nun endlich den Knopf gedrückt zu haben. Nun gab es kein Zurück mehr und ich hatte für die Planung ja noch reichlich Zeit. Nun hatte ich schon einiges getan, mein Gewissen war beruhigt.
Als ich abends in meine Stammkneipe stolperte, sollte mir jedoch noch gründlich einen Strich durch die Rechnung gemacht werden. Meine Zufriedenheit mit mir selbst, sollte ins Wanken geraten, denn ich traf Bobby. Ich mochte Bobby wirklich, er war ein super entspannter Typ immer irgendwo zwischen Partys und den Hotspots der Welt unterwegs. Ganz so jemanden den man um seinen chilligen Lebensstil beneiden würde, den er scheint glücklich zu sein. Immer und überall, er genoss ganz einfach sein Leben in vollen Zügen. Bald kamen wir auf das Thema Camper zu sprechen, da er einen Eigenen besass. Als ich ihm von meinen Plänen erzählte, sogar die ausgedruckten Pläne von der Nachmittagsrecherche auspackte, schaute er mich nur ganz entgeistert an. Seine Augen waren weit aufgerissen und sein Mund formte ein ungläubiges «What?». Ich geriet ins Stocken und verstummte bald darauf ganz, als er seine Sprache wiederfand.
«Wieso zum Teufel planst Du denn alles so im Detail? Lass mal los und schau, wo es Dich hintreibt! Was ist denn los bei Dir?»
Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich war schon wieder in meine alte-Gewohnheiten-Falle getappt. Nun fehlten mir die Worte, denn mir war klar, dass meine Vorstellungen von der Realität eingeholt worden waren. In der gleichen Sekunde schwor ich mir, ab jetzt gar nichts mehr zu planen. Zumindest nicht die Camping-Route – gute Ausrüstung und praktische Helferlein waren ja nicht verboten.
Und ja, mir wurde ganz stark bewusst, wie schnell man in alte Muster fällt, immer und immer wieder. Zum Glück wurde es mir jedoch bewusst gemacht und ich starte einen neuen Versuch und lebe einfach drauf los. Gespannt was das Leben diesen Sommer für mich bereit hält. Ohne alles im Detail zu planen.
Wir erinnern uns, das Leben macht keine Fehler. 😊
Mutig drauf los – wird schon schief gehen!
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