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Ist es mutiger ein netter Mensch oder ein guter Mensch zu sein?

Ein Post, einige Reaktionen und viele Fragen später, stelle ich mir schliesslich diese Frage. Und so nebenbei, was ist der Unterschied zwischen gut und nett?


Als ich vor Kurzem einen Bekannten traf und er mich mit den Worten begrüsste: «Hey was ist bei Dir los – bist Du immer so behangen oder ist das neu?», war ich so perplex, dass ich gar nicht antworten konnte. Er bezeichnete also meine Ohrringe und meine zwei feinen Goldkettchen um den Hals als «behangen». Spannend! Je länger ich darüber nachdachte, umso unanständiger fand ich die Aussage. Natürlich fielen mir mit etwas Abstand, ganz viele passende Antworten ein. Mein Liebling war: «Und Du, warst Du schon immer so uncharmant oder ist das neu?». Nun gut, es war seine Meinung. Meiner Meinung nach ist es aber eben auch nicht besonders nett, wenn man ungefragt den Mitmenschen seine Meinung mitteilt. Besonders wenn Diese nicht besonders nett ist. Klopfer hatte Bambi schon damals gesagt;


«Wenn man nichts Nettes zu sagen hat, soll man den Mund halten!»

Und ich muss sagen, ich stimme Klopfer, dem süssen Hasen, absolut zu. Ob es nun mutig oder eher dumm ist, seine Meinung so anderen Menschen an den Kopf zu knallen? Soll jeder für sich selbst entscheiden.


Diese Begegnung brachte mich jedoch zu der Frage zurück. Von netten Menschen erwartet man so etwas nicht, nette Menschen sind eben nett. Ob das immer zielführend ist? Ob nette Menschen immer nur Nettes erleben? Das glaube ich eben nicht. Zumindest ist dies meine Erfahrung. Oft wollte ich nett sein, denn nette Menschen werden gemocht. Nette Menschen sind beliebt. Oder war das bereits ein Trugschluss? Nun, inzwischen sehe ich das Ganze etwas differenzierter. Denn ich bin lieber ein guter Mensch mit Prinzipien und Werten als immer nett. Ständig nett sein ist anstrengend. Nett auf unfreundliche Kommentare oder verbale Angriffe zu reagieren – anstrengend. Ein guter Mensch, bleibt ein Guter, auch wenn er einmal nicht nett ist.


Vor kurzem stellte ich mit einer Freundin in einem Gespräch die Hypothese auf: Manche Dinge scheinen auf den ersten Blick mutig, auf den Zweiten eher dumm. Ist nun dumm, das Gegenteil von mutig? Eine gewagte Frage, das ist mir durchaus bewusst. Die Dummheit hier noch genauer zu definieren, würde zu weit gehen und zu weit weg von meiner Ursprungsfrage führen.


Nette Menschen schwimmen oft mit dem Strom – sie wollen gemocht werden. Nette Menschen behalten ihre Meinung vielleicht einmal mehr für sich. Sie wollen ja niemandem auf die Füsse treten. Nette Menschen passen sich an und vermeiden Konflikte. Bloss nicht anecken. Ist das mutig? Aus meiner Sicht höchstens mutig in dem Sinne, dass sie sich selbst hinter den anderen anstellen und rücksichtsvoller mit anderen, als mit sich selbst umgehen. Als dumm würde ich dies jedoch auf keinen Fall bezeichnen. Nette Menschen laufen Gefahr sich selbst vor lauter Nettigkeit zu verlieren und plötzlich zu merken, dass diese Eigenschaft schamlos ausgenutzt wurde. Auch eine spannende Beobachtung; von netten Menschen erwartet man oft keine Gegenwehr und wenn dann eine Reaktion kommt, dann sind alle ganz überrascht.


Und wie sieht das bei den «guten» Menschen aus?

Meine Definition: Gute Menschen verfolgen ihre Prinzipien, halten ihre Werte aufrecht und sind bereit diese auch gegen aussen zu kommunizieren. Sicherlich passiert es dabei, dass sie nicht immer als nett empfunden werden. Aufzustehen gegen Ungerechtigkeit ist nicht immer nett. Widersprechen und nicht mit dem Strom zu schwimmen, wird sicherlich auch nicht immer als nett bezeichnet. Ich empfinde dies jedoch um ein Vielfaches mutiger, als aus Nettigkeit zu schweigen. Es erfordert definitiv Mut, damit zu rechnen, als nicht nett empfunden zu werden. Auf Ablehnung zu stossen oder sogar dafür verurteilt zu werden. Jedoch bin ich inzwischen überzeugt, dass es hundertmal mutiger ist, zu sich selbst zu stehen und sich selbst treu zu sein.


Das bedeutet nicht, dass die guten Menschen ungefragt ihre Meinung platzieren, denn Klopfers Aussage gilt für die guten wie auch für die netten Menschen.

Wenn mir eines in den letzten Tagen wieder besonders bewusst gemacht wurde – es ist alles eine Frage der Perspektive. Abschliessend glaube ich jedoch, dass die Guten wie auch die Netten Mut brauchen. Nett zu sein, obwohl das Gegenüber nicht nett ist, ist sicherlich auf eine gewisse Art auch mutig. Jedoch bin ich inzwischen überzeugt, dass es mutiger ist, ein guter, als ein netter Mensch zu sein. Gute Menschen können auch nett sein, aber in erster Linie sind sie eben gut. Nett hängt dann vielleicht eher von der Situation ab? Aktion, Reaktion?


Auch hier vielleicht nur eine Frage der Perspektive. Auf jeden Fall genug spannend sich darüber Gedanken zu machen.


Auch eine Beobachtung der letzten Zeit - Fragen zu stellen – Dinge zu hinterfragen – definitiv eine Mut-Frage!

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